Neugier ist weiblich

Das Laster der Frauen

 

„Steck deine Nase nicht überall rein.“ „Du musst nicht alles wissen.“ „Sei nicht so neugierig.“

Hast du dir das schon mal anhören müssen? Früher galt Neugier bei Frauen als Laster und nicht als Tugend. Wer neugierig war, musste mit einem schlimmen Ende rechnen. Im Mittelalter gab es (von Männern) die Anleitung zu dem perfekten Mord an der neugierigen Ehefrau. Man gebe Gift in einen Becher Wein. Dann sagt man der Frau bevor man aus dem Haus geht, dass sie auf keinen Fall aus diesem Becher trinken dürfe! Der Gatte verlässt das Haus und was macht dann natürlich die neugierige Ehegattin? Ja. Genau. Sie trinkt natürlich aus dem Becher. Und zack, ist sie Geschichte. Der Mann kann niemals belangt werden. Er hatte ja ausdrücklich verboten, aus dem Becher zu trinken…

Oder die Geschichte von Blaubart und seinen Frauen. Er gibt seiner aktuellen (es gab da vorher schon so zwei, drei…) Ehefrau den Schlüssel zu der geheimen Türe, die sie nie, nie öffnen darf und geht dann. Ist ja klar, dass die Neugier siegt und die Frau die Tür öffnet. Schicksal besiegelt.

Die Neugier als Laster der Frauen anzuprangern war ein genialer Coup in früheren Zeiten. Die Herrschaft lag bei den Männern. Und die Männer wollten ja auch gefälligst ihre Macht behalten. Da war es das Beste, die Frauen dumm zu halten. Denn Neugier bedeutet Forschergeist. Den galt es zu unterdrücken. Frauen sollten nicht viel Wissen anhäufen, um keine Konkurrenz darzustellen. Nicht neugierig zu sein, heißt nichts zu lernen, zu erfahren, zu begreifen und zu erleben.

Neugier ist die Gier auf Neues.

Neues ist anders, unbekannt und unbenannt. Ich erweitere dank meiner Neugier meinen Horizont und entdecke neue Perspektiven. Jeder Forscher muss von Natur aus neugierig sein. Was liegt am anderen Ende des Ozeans? Wie sieht die Welt von oben aus? Wie funktioniert das Universum? Was steckt hinter dieser Tür? Die Menschen hätten sich nicht so weit entwickelt und hätten nie so viele Entdeckungen und Erfindungen gemacht ohne die Neugier.

Neugier bedeutet Offenheit, Toleranz, Wachheit, Lust und Freude an der Veränderung.

Klar, manchmal mache ich dann auch schlechte Erfahrungen, wenn ich neugierig bin. Mein Schiff kann untergehen, meine Expedition kann scheitern, meine Erfindung kann kaputt gehen oder nicht funktionieren. Aber eine schlechte Erfahrung ist besser als gar keine, oder? Und was bedeutet überhaupt „schlecht“? Das ist eigentlich eine Erfahrung, die ich mache. Ich lerne. Ich wachse. Ich entdecke mich. Ich entdecke die Welt. Und das alles wollten die Männer gern den Frauen vorenthalten! Aus Angst vor Konkurrenz, vor dem Verlust ihrer Herrschaft. Sie hatten Angst nicht mehr im Besitz der einzig wahren männlichen Wahrheit zu sein! Angst vor dem weiblichen Weg. Um ehrlich zu sein, wurde die Angst vor der Frau früher ja auch geschürt. Da hat die Kirche einen großen Anteil daran. Und später wurde dann wissenschaftlich versucht, die Minderwertigkeit, vor allem in intellektueller Hinsicht, von Frauen zu belegen. Wirklich traurig. Die Männer handeln in dem Fall aus Angst und nicht aus Liebe. Angst bedeutet Abgrenzung und Ablehnung des Anderen. Liebe bedeutet Grenzen sprengen. Mauern öffnen. Das kann die Neugier unterstützen. Neugier öffnet die Türen des Geheimnisses. Wir können hinter das Geheimnis blicken und lernen und verstehen.

Bleibt neugierig. Macht aus dem mittelalterlichen Laster eine Tugend. Lernt und versteht. Forscht und schaut hinter die geheimen Türen des Lebens. Öffnet Grenzen und reißt Mauern ein.

Gerade wenn Frauen wieder mal kleingehalten werden sollen und der Selbstwert minimal ist, hilft die Erinnerung an die Neugier. Möchtest du die Welt entdecken und verstehen? Möchtest du großdenken und dein Leben erleben? Heute hast du die Chance dazu. Fang jetzt an! Lass dich nicht kleinreden. Misch dich ein. Lerne! Bleib neugierig! Jetzt erst Recht.

 

Ninas Glückstraining

 

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