Die Magie des Aufräumens

Aufräumen ist Befreiung

 

Fühlst du dich oft bedrückt? Kannst du nicht frei atmen? Nimmt dir etwas wortwörtlich die Luft zum Atmen? Manchmal helfen da auch kein Entspannungstraining, Meditation oder Atemübungen. Denn das Problem sitzt tiefer. Schau mal genau hin. Hast du unaufgeräumte Winkel in deinem Leben? Gibt es einen Keller, einen Speicher, einen Schrank, ein Zimmer, Schubladen oder Regale, in denen Unordnung herrscht? Nicht erst seit Marie Kondo wissen wir, dass ein unaufgeräumtes Haus auf der Seele lastet.

Erdrückt dich etwas? Rücke es weg.

Bedrückt dich etwas? Rücke es zurecht.

 

Ich komme aus einem Elternhaus, in dem fast nie etwas weggeworfen wurde. Kriegskinder haben gelernt, dass alles irgendwie noch zu gebrauchen ist. Jedes kleinste Schräubchen und Schächtelchen wurde sortiert und aufbewahrt. Die ständige Angst, etwas loszulassen, das ich noch brauchen könnte, irgendwann. Dieses Leben ist von Angst geprägt. Angst, etwas zu verlieren. Angst, nicht alles zum Leben haben zu können. Angst, nicht genug zu besitzen. Das passt vielleicht in die Nachkriegsgeneration, aber nicht mehr in unser heutiges Leben im Konsumüberfluss. Natürlich finde ich es nicht sinnvoll, willkürlich Sachen zu kaufen und wegzuwerfen. Wiederverwendung und Recycling achte ich hoch. Das Anhäufen von Dingen kann ich schon vermeiden, indem ich nicht so viel kaufe und mehr wiederverwende. Aber wer schon sehr viel angesammelt hat, möchte sich von dem Ballast befreien.

Dieses Anhäufen von Ballast vererbt sich. Ich musste mich wirklich sehr bemühen, nicht alles genauso anzuhäufen. Das habe ich allerdings viele Jahre gemacht. Dementsprechend sah mein Keller aus, der (un)glücklicherweise eine beachtliche Größe hat. Erst in der letzten Zeit fällt es mir leichter, mich von Dingen zu trennen. Es ist alles Trainingssache. Ja. Genau. Training. Einüben. Täglich. Oder zumindest wöchentlich. Dranbleiben ist ganz wichtig, wie bei einer Sportart. Ich sortiere lieber weniger, aber häufig aus, als viel und einmal alle zwei Jahre. Und was soll ich sagen? Es gibt mir Luft, Licht und Freiheit.

Das Loslassen ist befreiend.

Fang an. Nur mit einem oder zwei Gegenständen. Dann bist du nicht so unter Zwang, sofort ein ganzes Zimmer ausräumen zu müssen. Oft ist dann deine innere Hürde zu groß, das „Projekt“ anzugehen. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Irgendwie finde ich dann immer Gründe, warum ich jetzt gerade nicht damit anfangen kann. Da meldet sich nämlich dein innerer Bodyguard, der dich vor Neuem und Unbekanntem beschützen will. Es könnte ja eventuell gefährlich werden, Neues zu wagen. Der Säbelzahntiger könnte dich fressen. Wenn du deinen Bodyguard aber austrickst, indem du (fast) nichts tust („es sind ja nur ein zwei Dinge“), dann merkt er die Veränderung gar nicht.

Welche Ecke in deinem Haus, deiner Wohnung, stört dich gerade am meisten? Die Küchenschublade? Der Wohnzimmerschrank? Der Waschbeckenunterschrank? Egal, was es ist. Fang jetzt an. Ja jetzt. Denn es dauert nur eine Minute, sich eine Sache zum Wegwerfen auszusuchen.

Wenn du etwas zu schade zum Wegwerfen findest, dann spende es. Es gibt sehr viele diakonische oder karitative Einrichtungen, Kinderheime oder Second-Hand-Kaufhäuser, die deine Sachen gerne nehmen. Das bedeutet für dich doppelten Gewinn. Du fühlst dich gut, weil du etwas aussortiert und dich gleichzeitig noch sozial engagiert hast. Ich jedenfalls fühle mich doppelt befreit und glücklich. Glücklich losgelassen, Raum geschaffen und gespendet zu haben.

Ich liebe das Gefühl, eine Tüte voller Gegenstände wegzugeben. Das Hochgefühl möchte ich oft spüren. Deswegen sortiere ich regelmäßig aus. Meinen Keller kann ich inzwischen wieder betreten, ohne das Gefühl des schlechten Gewissens und dem Gedanken: „Oh je. Ich müsste ja eigentlich aussortieren. Aber ich habe nie Zeit.“ Früher bin ich selten in den Keller, weil ich da immer mit dem Krempel konfrontiert wurde. Heute gehe ich gern dorthin. Dann nehme ich mir (nur) einen Plastiksack und schaue, was ich alles weggeben oder wegwerfen kann. Wichtig ist, mich nicht zu überfordern. Ein Sack pro Woche zum Beispiel. Aber regelmäßig.

Das ist die Magie. Mein Leben ist leichter und befreiter. Ich kann atmen. Ich bekomme Luft. Es gibt keine „dunklen“ Stellen mehr. Trainiere auch du das Aufräumen. Die Erfolge sind schnell sichtbar.

 

Ninas Glückstraining

 

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