Die hochmütige Frau
Eine Frau wird gedemütigt, bis sie keinen eigenen Willen mehr hat und tut, was der Mann wünscht. In einem Satz ist hier das Märchen vom König Drosselbart zusammengefasst. Na ja, etwas überspitzt ist es schon formuliert, aber durchaus wahr, was die Rolle der Frau in vergangenen Jahrhunderten betraf. Irgendwie mochte ich schon als Kind dieses Märchen nicht so sehr. Mir tat das immer sehr leid, was diese Prinzessin alles durchmachen musste. Wenn ich es heute genauer lese, dann wird da eine Frau beschrieben, die sehr eitel ist und nur nach Geld, Schönheit und Macht giert. Diese Hochmut ist eine Todsünde. Eine Sünde, die gern vor allen den Frauen angelastet wird. Ihr Wille muss folglich gebrochen werden, damit sie von ihrer Hochmut geheilt wird.
Die kranke Frau
Wenn eine Frau von etwas geheilt werden soll, dann war sie vorher logischerweise krank. Ist es also eine Krankheit, wenn eine Frau über ihr Leben selbst bestimmen mag? Die Prinzessin will sich ihren Gatten selbst aussuchen und damit aktiv, also männlich handeln. Das ist aber in früheren Jahrhunderten für die Frau nicht vorgesehen. Als sie auch noch anfängt zu spotten, ist ihre Zähmung beschlossene Sache. Warum wird die Prinzessin aber gemein und verspottet ihre potentiellen Heiratskandidaten? Das fragt keiner. Vielleicht ist es ein Schutz und auch eine Waffe? Weil sie eben nicht irgendeinen heiraten will, sondern den ganz besonderen? Weil sie nicht fremdbestimmt sein will und ihre eigenen Entscheidungen treffen möchte?
Die habgierige Frau
In dem Märchen „König Drosselbart“ wird die Prinzessin zudem als habgierig dargestellt. Als sie mit ihrem Ehemann unterwegs ist, fragt sie dauernd, wem das Land, der Wald und die Stadt wohl gehören würden. Als Antwort bekommt sie immer „Es gehört dem König Drosselbart“. Da bedauert sie, sich nicht für den ungeliebten und entstellten, aber reichen König entschieden zu haben. Stattdessen wurde sie mit einem „Spielmann“ zwangsverheiratet und besitzt nun gar nichts. Der Hintergrund ist historisch erklärbar. Denn als Frau musste man sich über den Mann und auch über den Besitz des Mannes definieren. Eine günstige Heirat, die mit Geld, Macht und Besitz verbunden war, erstrebenswerte Tugend. Da wundert es nicht, wenn die Prinzessin klagt, denn ihr Leben definiert sich über den Stand des Mannes.
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Die gezähmte Widerspenstige
Der falsche Spielmann vermittelt ihr auch noch, dass sie nichts wert sei, da sie nichts leiste und könne. Kochen, putzen, waschen, Körbe flechten oder spinnen, alles keine Arbeiten für sie. Nutzlos sei sie. Aber die Prinzessin hat ihre Schönheit und hat beim Verkauf des Geschirrs auf dem Markt Erfolg. Aber auch dieser letzte Trumpf wird ihr genommen, als der „Husar“ mit seinem Pferd ihr ganzes Geschirr zertrümmert. Sie hat Angst dafür bestraft zu werden, obwohl sie ja gar nichts dafür kann. Ihre Schönheit sieht sie nun selbst als Sünde an und verlässt sich nun auch nicht mehr darauf. Der „Spielmann“ hat sie indes verlassen und nun muss sie ganz allein zurechtkommen. Was ihr natürlich nicht gelingt, denn als Prinzessin lernt man sowas ja nicht.
Happy-End?
Da kommt, wie die Hand Gottes, der rettende Mann und lädt sie zu einer Hochzeit ein. Sie erhofft Essen und Trinken und nimmt Töpfe und Taschen mit, um sich was mit nach Hause zu nehmen. Sie wird als Diebin entlarvt, ausgelacht, gedemütigt und erniedrigt. In dem Moment der größten Schmach und der größten Niederlage taucht dann König Drosselbart als Retter in der Not auf und erklärt der Prinzessin, dass sie genug bestraft wurde und ihn nun heiraten darf. Happy End? Ich weiß nicht. Keiner hat die Frau gefragt. Nachdem die Frau gezähmt und an ihren Platz an der Seite des Mannes verwiesen wurde, ist alles gut?
Eine Frau hatte sich zu fügen und ihr blieb ja auch nicht viel anderes übrig, da sie ohne Mann in der Gesellschaft total aufgeschmissen gewesen wäre. Allein den Lebensunterhalt verdienen? Allein entscheiden? Die Erziehung sah das gar nicht vor. Eine Frau wurde zur Unselbstständigkeit erzogen. Zumindest in den politischen Adelskreisen, in dem sich dieses Märchen bewegt. Eine Prinzessin hatte gefälligst nur das eine Ziel zu haben: Heirat und Kinder.
Ja, Märchen sind voll mit diesen passiven Prinzessinnen, die schlafen und nur drauf warten wachgeküsst zu werden. Hier begehrt eine mal kurz auf und muss hart dafür büßen. Da war wohl schon als Kind meine Vorstellung von Freiheit und Selbstbestimmtheit so stark, dass ich keinen Gefallen am „König Drosselbart“ fand. Dann lieber „Aschenputtel“, die aktiver sein darf. Aber das ist eine andere Geschichte…
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