Glauben und Vertrauen
In der Adventszeit nehme ich gern die Bibel in die Hand. Ich kann mittlerweile ganz entspannt in diesem Buch lesen. Früher habe ich die Bibel immer mit der Kirche in Verbindung gebracht und an dogmatische Pfarrer, Religionsunterricht, grauenhafte Konfirmandenstunden und langweilige Gottesdienste gedacht. Daher verbannte ich dieses eigentlich so großartige Buch aus meiner Nähe. Während des Studiums der Kunstgeschichte musste ich die Bibel wieder hervorkramen. Aber da war es ja „nur zu wissenschaftlichen Zwecken“…
Ich finde in der Bibel immer wieder sehr inspirierende Geschichten und Zitate, die nach all den Jahrhunderten immer noch sehr aktuell sind. Auch wenn sie halt nicht immer im modernsten Deutsch ausgedrückt werden. Es sind uralte Weisheiten, die voller Wahrheit sind.
Eine herrliche Geschichte über Loslassen, Vertrauen und Glauben steht im Alten Testament im zweiten Buch Mose (Exodus). Die Israeliten sind gerade aus Ägypten geflohen. Sie waren dort Sklaven. Jetzt waren sie frei und auf dem Weg in ihr eigenes Land. Ein herrlicher Gedanke. Aber leider war der Weg beschwerlich. Sie mussten durch die Wüste. Die Israeliten hatten Hunger und Durst. Gott half ihnen immer, aber die Beschwerden häuften sich trotzdem. Einige sagten sogar: „Wären wir doch nur in Ägypten geblieben. Da war alles besser. Wir hatten genug zu essen. So schlimm war die Sklaverei ja auch nicht.“ Gott liebte sein Volk und kündigte an: „Ich möchte nicht, dass ihr leidet. Ihr sollt genug zu essen bekommen. Ich schicke euch jeden Morgen Brot vom Himmel. Nehmt euch, so viel ihr braucht. Und hebt nichts auf. Denn am nächsten Morgen wird wieder Brot vom Himmel fallen. Das geht fünf Tage so. Am sechsten kommt die doppelte Portion, denn ich arbeite am siebten Tag nicht. Vertraut mir. Ich liebe euch!“ Das Volk der Israeliten sammelte nun jeden Morgen das Brot, sie nannten es Manna, auf und jeder hatte genug zu essen. Es gab natürlich ein paar Schlaumeier, die dachten: „Ich behalte von dem Manna noch was für die nächsten Tage. Gott hat zwar gesagt, dass jeden Morgen was Neues kommt und wir nichts aufheben sollen, aber wer weiß…? Ich geh mal lieber auf Nummer Sicher.“ Diese Leute hatten Pech, denn das Brot war am nächsten Tage voller Würmer und damit ungenießbar. Dann gab es auch Leute, die am siebten Tag auf Manna warteten. Aber Gott hatte ja angekündigt, dass er da nicht arbeitet. Deswegen hat er ja für den sechsten Tag das Doppelte geschickt. Gott war ein bisschen angesäuert, da der Glaube bei einigen wohl noch nicht stark genug war trotz der täglichen Beweise! Aber Gott liebte ja sein Volk sehr. Er ging geduldig mit ihnen um. Vierzig Jahre lang ernährten sich die Israeliten von Manna, bis sie endlich dann nach Kanaan kamen. Niemals wich Gott in der Wüste von ihrer Seite.
Siehst du die täglichen Zeichen und Wunder?
Hast du Angst vor der Veränderung, so dass du lieber eine schlechte, aber vermeintlich sichere Situation aufrecht erhältst? Bleibst du lieber Sklave in Ägypten oder wagst du den langen Weg durch die Wüste?
Vertraust du dem Leben, dem Universum, Gott oder dem Energiefeld (wie immer du es nennen willst)?
Siehst du immer nur das Schlechte? „Mensch, am siebten Tag liegt gar nichts da!“ Oder siehst du das Gute? „Hey, cool. Am sechsten Tag kriegen wir das Doppelte, damit wir am siebten Tag nicht früh aufstehen müssen, um das Brot aufzusammeln! Juhu. Freier Tag.“
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Ich habe diese Geschichte aus dem Exodus frei in meinen Worten nacherzählt. Die genaue Quellenangabe zum Nachlesen lautet:
2. Mose, 16 „Speisung mit Wachteln und Manna“
Ich benutze die Lutherbibel von 1985 der Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart.